Start Mobilität Studie: Bahnfahren auch in Pandemiezeiten sicher

Studie: Bahnfahren auch in Pandemiezeiten sicher

Das Covid-19-Infektionsrisiko in Zügen und Bussen ist laut einer Studie nicht höher als in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Hohe Frischluftzufuhr und häufiger Luftwechsel sorgen für gesundes Reisen.

Hans-Peter Hutter im Interview

Für die Studie „Bus- und Bahnverkehr in Zeiten der Covid-19-Pandemie“ haben der Umweltmediziner Prof. Hans-Peter Hutter und sein Team über 100 internationale Studien bzw. Fachartikel analysiert. Das Ergebnis der Studie: Das Covid-19-Infektionsrisiko sei im öffentlichen Verkehr überraschend gering.

Wir haben bei der steirischen Landessanitätsdirektion und der ÖBB nachgefragt: Kam es zu Ergebnissen oder Erfolgen beim Contact-Tracing nach Aufrufen in den Medien an Zugfahrende den eigenen Gesundheitszustand zu beobachten, wenn zu diesem Zeitpunkt im gleichen Zug eine Covid-infizierte Person gereist war? Bis zur Artikelveröffentlichung haben wir darauf noch keine Antwort erhalten.

Bus & Bahn keine Treiber des Infektionsgeschehens

Bus und Bahn stellen demnach keine Treiber des Infektionsgeschehens dar und würden weltweit nur eine untergeordnete Rolle bei der Verbreitung des Covid-19-Virus spielen. Das Ansteckungsrisiko sei in öffentlichen Verkehrsmitteln nicht höher als in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens. Zurückgeführt wird das unter anderem auf die hohen Luftwechselraten durch Lüftungsanlagen. Da der Hauptübertragungsweg von Covid-19-Viren über Tröpfchen bzw. Aerosole erfolgt, kommt dem in der öffentlichen Diskussion sonst eher weniger beachteten Luftwechsel mit Frischluft eine besonders wichtige Rolle in der Reduktion von Infektionsrisiken zu.

Hohe Vertrauenswerte für die Bahn gab es zuletzt in die aktuelle Kundenzufriedenheitsanalyse der ÖBB, welche zeitgleich mit dem VCÖ-Bahntest durchgeführt wurde. Beide Erhebungen zeigen Top-Zufriedenheitswert: 90 Prozent der Befragten geben demnach an, dass sie sich im Zug sicher fühlen.

Weiterhin bleibt die Summe aller Präventionsmaßnahmen entscheidend: Gemeinsam stellen bereits Händewaschen, Abstand halten, FFP2-Maske tragen einen sehr effektiven Schutz dar. Beherzigt man diese allgemeinen Hygiene- bzw. Schutzmaßnahmen und kommt dann noch durch leistungsstarker Lüftungsanlagen ein hoher Luftwechsel mit Frischluft hinzu, dann ist davon auszugehen, dass die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel als weitgehend sicher zu bezeichnen ist.

Hohe Frischluftzufuhr senkt Infektionsrisiko zusätzlich

Beispielsweise sorgt ein ÖBB Railjet für eine Frischluftrate von rund 1.700 m³ pro Stunde. Das bedeutet, dass die Luft 11x pro Stunde gewechselt wird. Das ist vor allem im Bereich des Fernverkehrs wichtig, der naturgemäß von längeren Fahrzeiten und weniger Fahrgastwechseln geprägt ist. Die daraus resultierende Luftmenge von etwa 22 m³ pro Person und Stunde (bei Vollbelegung) erfüllt die strengen Vorgaben laut Richtlinie zur Bewertung der Innenraumluft für CO2 des Arbeitskreises Innenraumluft (BMK).

Ein indirekter Nachweis für ein geringes Infektionsrisiko in öffentlichen Transportmitteln kann auch aus Untersuchungen von ZugbegleiterInnen mit ihrer langen Aufenthaltszeit im Zug und den häufigen, direkten Kontakten zu Reisenden abgeleitet werden. Studien aus Deutschland und Japan fanden bei Zugbegleitern im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung kein erhöhtes Infektionsrisiko (bei Einhaltung der AHA-Regel – Abstand halten, Hygiene, Alltag mit Maske).

Das legt den Schluss nahe, dass auch bei längeren Reisen Präventionsmaßnahmen, wie der hohe Luftwechsel mit Frischluft, Reinigungsleistungen, Maske tragen und nach Möglichkeit Abstandhalten einen sehr effektiven Schutz vor eine Infektion bieten.

so Prof. DI Dr. med. Hutter.

ÖBB fühlen sich durch die Studienergebnisse bestätigt

Seit Beginn der Covid-Pandemie haben die ÖBB laut eigenen Angaben umfangreiche Maßnahmen gesetzt, um das subjektive Sicherheitsgefühl und das Vertrauen der Fahrgäste in den öffentlichen Verkehr zu stärken. Die seit Beginn der Covid-19-Pandemie erhöhten Reinigungsleistungen werden konsequent weitergeführt.

  • Gesamt sind täglich über 1.000 Reinigungskräfte an Bahnhöfen und in Zügen für die Oberflächenreinigung im Einsatz.
  • Mehr als 100.000 Reinigungen finden pro Monat statt.
  • Aber auch die engmaschige Verteilung von Desinfektionsmittel und Masken an die MitarbeiterInnen sowie die konsequente Information über alle Kanäle – Durchsagen, Info-Screens, Aushänge, Webseite, Social Media, Fahrplan-App Scotty etc. – haben Wirkung gezeigt.

Gleichzeitig wurden darüber hinaus von den ÖBB eine konzernweite Teststrategie implementiert, um Risiken frühestmöglich zu erkennen und MitarbeiterInnen vor einer Ansteckung zu schützen.

Links

wien.orf.at/stories/3094980/

Titelfoto: Hans-Peter Hutter im Interview © ÖBB/Scheiblecker

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