Start Graz Chronik Graz gedenkt den Opfern vom Amoklauf am 10. Juni

Graz gedenkt den Opfern vom Amoklauf am 10. Juni

Gedenkfeier in Graz

Am Abend des 15. Juni kamen tausende Menschen auf dem Grazer Hauptplatz zusammen. Sie gedachten gemeinsam der Opfer der Tragödie an der BRG Dreierschützengasse. Die Stadt Graz hatte zur Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Wir halten zusammen“ eingeladen – ein stilles und zugleich kraftvolles Zeichen des Mitgefühls und der Verbundenheit.

Gedenkfeier am Grazer Hauptplatz

Der HIB.Art.Chor eröffnete die Veranstaltung mit einem berührenden musikalischen Beitrag. In einer Videobotschaft sprach Bundespräsident Alexander Van der Bellen sein tief empfundenes Beileid aus – an die Angehörigen, die Mitschüler:innen sowie an alle Menschen in Graz. Er erinnerte zu Beginn an die lebendige Geräuschkulisse nach Schulstunden – als Symbol für die Vorfreude junger Menschen auf das Leben. Diese Zukunft, so der Präsident, wurde den neun Schüler:innen und einer Lehrerin durch die Tat auf grausame Weise genommen.

Die Tat lasse uns sprachlos zurück, betonte Van der Bellen. Dennoch müsse man Antworten finden: mit mehr Liebe statt Hass, mehr Aufmerksamkeit statt Wegschauen, besseren Regeln und einem stärkeren Miteinander.

Er rief zur Solidarität auf: In dieser schweren Zeit solle man einander stützen, trösten und mit Achtsamkeit begegnen. Sein Appell zum Schluss: „Tragen wir einander gemeinsam durch diese dunklen Tage.“

Auch die Österreichische Bundesregierung, vertreten durch Staatssekretär Alexander Pröll, zeigte Mitgefühl:

Wie soll man in Worte fassen, was nicht fassbar ist? Was bleibt nach dieser Tat? Ohnmacht, Wut, Leere. Und doch auch etwas anderes, das sich leise, aber klar gezeigt hat: Zusammenhalt. Menschen in dieser Stadt, in ganz Österreich, sind aufgestanden, nicht laut und spektakulär, sondern still und bestimmt. Sie haben Anteil genommen. Was wir heute tun können, ist zuhören und mitfühlen. Vielleicht sind es nicht große Worte, die Trost spenden, aber vielleicht reicht manchmal ein Satz: Ich bin da. Das ist das, was wir heute sagen.

Die Jugend bekam ebenfalls eine Stimme: Ennio Resnik, Schulsprecher der BRG Dreierschützengasse, wandte sich in einer emotionalen Videobotschaft an alle Trauernden. Er sprach über die tiefe Erschütterung nach den tragischen Ereignissen an seiner Schule und betonte, wie schwer es sei, das Geschehene zu begreifen. Gleichzeitig zeigte er sich dankbar für die überwältigende Unterstützung, Solidarität und Liebe, die aus Graz, aus ganz Österreich und der Welt kam.

Er forderte die Gesellschaft und Politik zum Umdenken auf, damit sich solche Tragödien nicht wiederholen. Mit einem Appell an Menschlichkeit, Zusammenhalt und Toleranz rief er zu Einheit auf – unabhängig von Religion, Herkunft, Geschlecht oder politischer Einstellung.

In eindringlichen Worten dankte er allen Helfenden: den Sicherheitskräften, Lehrer:innen, Ärzt:innen und Mitschüler:innen, die in der Krise Stärke zeigten. Er bekannte, selbst Freunde verloren zu haben, und versicherte: „Wir werden sie niemals vergessen – sie sind das Licht der Welt.“

Seine Botschaft an alle Schüler:innen war klar: Ihr seid nicht allein. Trotz aller Angst und Unsicherheit dürfe man sich nicht spalten lassen. „Er wollte, dass wir Angst haben. Aber er hat versagt – weil wir zusammenhalten.“

Zum Schluss rief er alle dazu auf, weiter Kraft zu spenden, und bekräftigte: „Wir haben schon gewonnen – weil wir lieben können.“

Kraftvolle Worte und stille Gesten

Bürgermeisterin Elke Kahr richtete in ihrer Rede Worte an die Versammelten:

Die letzten 128 Stunden haben das ganze Land erschüttert. Viele haben eine Erklärung gesucht und gegen die Verzweiflung angekämpft. Es gibt aber keine Erklärung und diese Zeit hat sich im Gedächtnis unserer Stadt eingeschrieben. Es gibt nur einen Weg, wie wir wieder Mut schöpfen können. Das ist der Zusammenhalt, der uns stark macht, wenn wir nicht mehr weiterwissen. Liebe Schülerinnen und Schüler, wir sind hier, um euch zu zeigen, dass die Menschen in Graz zusammenhalten und euch beistehen. Die Menschen in dieser Stadt werden alles tun, um euch beizustehen.


Danach betraten die Schüler:innen der BRG Dreierschützengasse die Bühne. Mit ihrer Interpretation von „We are the world“ setzten diese gemeinsam mit dem HIB.Art.Chor  ein bewegendes Zeichen für Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung.

BORG Dreierschützengasse Schüler bei Gedenkfeier

Auch der Elternverein des BRG war vertreten. Mirza Candic sprach Dank aus – und machte konkrete Forderungen an die Politik:

Eines hat uns diese schwere Zeit gezeigt: Wir sind nicht allein! Ich möchte Danke sagen. An die Stadt, die Einsatzkräfte, die Ärzte und Krankenpfleger und die Nachbarinnen und Nachbarn, die mit ihrem schnellen Handeln geholfen haben, Schlimmeres zu verhindern. Danke an die Lehrer:innen, die in dieser Ausnahmesituation alles getan haben, um unsere Kinder zu schützen und zu begleiten. Und vor allem Danke an unsere Kinder! Sie haben in größter Not Mut und Stärke gezeigt, einander geholfen, einander geschützt. Wir wollen nicht zurück zur alten Normalität, denn diese hat nicht gereicht. Wir fordern und erwarten, dass alle Kinder das Erlebte aufarbeiten dürfen und eine Schule, in der niemand übersehen wird.

Glaube und Hoffnung verbinden

Gedenkfeier in Graz

Ein interreligiöser Impuls bildete einen weiteren Höhepunkt des Abends. Vertreter:innen der buddhistischen, evangelischen, katholischen und islamischen Glaubensgemeinschaften setzten ein starkes Zeichen der Verbundenheit – über religiöse und kulturelle Grenzen hinweg.

HIB Art Chor bei Gedenkfeier am Hauptplatz

Der HIB.Art.Chor beendete die Veranstaltung mit einer eindringlichen Interpretation von „Imagine“:

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