Start Graz Chronik Bundespräsident Van der Bellen besucht Graz zum Kondolenzbesuch

Bundespräsident Van der Bellen besucht Graz zum Kondolenzbesuch

Van der Bellen regt eine Diskussion über das Waffengesetz an.

Am 11. Juni 2025 traf Bundespräsident Alexander Van der Bellen gemeinsam mit seiner Gattin Doris Schmidauer zu einem Kondolenzbesuch in Graz ein. Landeshauptmann Mario Kunasek empfing das Staatsoberhaupt in der Grazer Burg und informierte ihn über die aktuelle Lage nach dem tragischen Amoklauf.

Im persönlichen Gespräch schilderte LH Kunasek die ernste Situation und betonte: „Die Betroffenheit in der Steiermark und in ganz Österreich ist groß. Jetzt liegt der Fokus auf der Betreuung der Betroffenen – insbesondere durch Schulpsychologie und Kriseninterventionsteams. Niemand bleibt in dieser schwierigen Zeit allein.“ Er ergänzte: „Als Vater eines Sohnes ist es mir besonders wichtig, dass unsere Schulen sichere Orte bleiben.“

Am Grazer Hauptplatz wurde ein Blumenkranz für die Opfer niedergelegt. Am Abend hielt der Bundespräsident auf der Bühne eine Rede:

Wir hätten wohl nie gedacht, wir hätten nie damit gerechnet, dass so etwas wie gestern in Österreich passieren kann – hier bei uns in Graz, in der Steiermark. Etwas Vergleichbares hat es hier nie gegeben. Es ist hier nie geschehen – in ganz Österreich nicht.

Jetzt, einen Tag danach, mit jeder Stunde, die vergeht, realisieren wir erst, was für ein Horror sich ereignet hat – mitten in unserer Heimat. Erst jetzt wird langsam klar, wie furchtbar es war und ist.

Kinder, Jugendliche und eine Lehrerin wurden brutal getötet – knapp vor dem Schulschluss. Neun Kinder und Jugendliche gehen zur Schule – und kommen nicht zurück. Die Lehrerinnen und Lehrer, die anderen Schülerinnen und Schüler, alle Menschen, die gerade noch davongekommen sind, stehen unter Schock. Wir auch. Es ist unvorstellbar. Mit jeder Stunde, die vergeht, wird unbegreiflicher, was hier passiert ist.

Wir wollen wissen, was genau passiert ist – und warum. Warum ist es passiert? Wie, um Himmels willen, konnte es passieren, dass ein 21-Jähriger sich zum Herrn über Leben und Tod macht – wahllos Kinder und Jugendliche umbringt?

Und auch wenn wir alle Umstände dieses Blutvergießens in Erfahrung bringen – und das werden wir – wird diese Tat dadurch nicht erträglicher. Es bleibt eine Leerstelle. Eine Leere, die die Opfer des Täters hinterlassen.

Wir werden euch nicht vergessen.
Es ist unsere Aufgabe, alles zu tun, um eure Hinterbliebenen zu unterstützen – mit allem, was wir als Gemeinschaft haben. Und es ist Aufgabe der Politik, die Umstände dieser Bluttat lückenlos und zweifelsfrei aufzuklären. Damit wir alles Menschenmögliche tun können, um ein unermessliches Leid in Zukunft abzuwenden – oder wenigstens die Wahrscheinlichkeit zu minimieren.

Wir müssen alles verstehen, was verstanden werden kann – um für die Zukunft zu verhindern, was verhindert werden kann.

Und ja – wenn wir zum Schluss kommen, dass das österreichische Waffengesetz geändert werden muss, damit mehr Sicherheit herrscht, dann werden wir das auch tun.

Ich möchte allen Müttern, Vätern, Brüdern, Schwestern, Omas und Opas – überhaupt allen Angehörigen, allen Freundinnen und Freunden der Opfer – das zutiefst empfundene Mitgefühl aller Bürgerinnen und Bürger dieses Landes aussprechen.

Ich habe heute hier vor Ort mit Verantwortlichen gesprochen und ihnen gedankt – dafür, dass sie angesichts des namenlosen Schreckens da waren und da sind. Sie haben durch ihren Einsatz noch Schlimmeres verhindert. Sie haben gezeigt, dass wir uns auf sie verlassen können.

Ganz besonders danke ich den Polizeikräften – inklusive dem Einsatzkommando Cobra –, den Rettungskräften, den Notärztinnen und Sanitätern, den Psychologinnen und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadt Graz, zum Beispiel im Sicherheitsmanagement.

Liebe Mitmenschen,
wir mögen keine Worte haben – aber wir haben einander.
Lasst uns in dieser Zeit der Trauer und des Schmerzes ganz besonders füreinander da sein.

Vielen Dank.

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