Start Graz Chronik Aktueller Stand zur medizinischen Versorgung der Opfer in Graz

Aktueller Stand zur medizinischen Versorgung der Opfer in Graz

Die ärztlichen Direktoren des LKH-Univ. Klinikum Graz, des LKH Graz II/Standort West sowie des UKH Steiermark, Standort Graz informierten heute gemeinsam mit Vertretern der Landesregierung über die medizinische Versorgung der Opfer vom Amoklauf.

  • Unmittelbar nach der Alarmierung wurde der Versorgungsplan für einen Massenanfall von Verletzten aktiviert, sodass in den steirischen Spitälern umgehend Versorgungskapazitäten in den Operationssälen und Intensivstationen freigemacht wurden. Dies erfolgte durch die Verschiebung nicht dringender Operationen.
  • Am LKH-Univ. Klinikum Graz, dem LKH Graz II/Standort West sowie dem UKH Steiermark, Standort Graz wurden zudem rund ein Dutzend Ärztinnen und Ärzte und über 50 Pflegekräfte kurzfristig in den Dienst geholt.
  • Zahlreiche weitere blieben nach Dienstschluss, um bei der Versorgung der Opfer zu helfen.
  • Bereits wenige Stunden später konnte in den Spitälern wieder der Normalbetrieb aufgenommen werden.

Hier das Video der Pressekonferenz:

Der koordinierte Einsatz der Rettungskräfte, die schnelle Reaktion der Spitäler und die enge Zusammenarbeit aller beteiligten Institutionen haben in einer Ausnahmesituation Enormes geleistet. Die Landesregierung dankte allen Einsatzkräften, Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der MTD-Gesundheitsberufe, denn „Hilfe ist Teamarbeit.“

LKH-Univ. Klinikum Graz

Ärztlicher Direktor LKH-Univ. Klinikum Graz, Wolfgang Köle:

Insgesamt sind sieben Personen am Zentrum für Akutmedizin (ZAM) und auf der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie des LKH-Univ. Klinikum Graz versorgt worden. Aktuell befinden sich vier Personen auf Intensivstationen, zwei konnten bereits auf Normalstationen verlegt werden. Ein Opfer ist leider verstorben.

Der Einsatzablauf am 10. Juni entsprach einem definierten internen Krisenplan: Nachdem um 10:08 Uhr der erste Voralarm am ZAM eingegangen war, wurde vom „Manager of the Day“ sofort das Anästhesie- und das Traumateam verständigt sowie die Direktion informiert, die in der Folge den klinikumsinternen Krisenstab einberufen hat.

Dieses Gremium nahm u. a. eine Bestandsaufnahme der vorliegenden Ressourcen am ZAM sowie an der Univ.-Klinik für Kinder- und Jugendchirurgie vor – sowohl hinsichtlich der verfügbaren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch der räumlichen Kapazitäten. Um weitere Ressourcen zu schaffen, sind dann über einen Alarmserver Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kontaktiert worden.

Auf diese Weise konnten 30 zusätzliche Pflegekräfte für die Versorgung der Opfer rekrutiert werden, auf ärztlicher Seite wurde das bestehende Team von Kolleginnen und Kollegen unterstützt, die nach Dienstschluss am Uniklinikum geblieben waren.

Um mehr OP-Kapazitäten für die Versorgung der Verletzten zur Verfügung stellen zu können, wurden zudem alle an diesem Tag geplanten Eingriffe gestoppt, auch Intensivbetten wurden freigehalten.

Somit war man bestmöglich für das Eintreffen der Verletzten vorbereitet.

Um 10:44 Uhr sind die ersten Patientinnen und Patienten am Uniklinikum eingetroffen, alle wurden in den Schockräumen versorgt und anschließend direkt in die OPs gebracht.

erklärt der Ärztliche Direktor.

Kriseninterventionsteam

Für die Betroffenen sowie deren Angehörige stand zu dem Zeitpunkt auch bereits das klinikumsinterne Kriseninterventionsteam mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Klinischen Abteilung für Medizinische Psychologie, Psychosomatik und Psychotherapie zur Verfügung. Zudem hatte man für die Gespräche mit den Angehörigen eigene Ruhezonen geschaffen.

Das Team – bestehend aus Klinischen Psychologinnen und Psychologen, Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten und Fachärztinnen und Fachärzten für Psychiatrie – betreute in der Folge auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bzw. tut es bei Bedarf nach wie vor.

Denn auch für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter war dieser Einsatz eine absolute Herausforderung und Ausnahmesituation, die sie aber in jeder Sekunde wirklich mit hoher Professionalität und mit vollem Fokus auf jeden einzelnen Verletzten gemeistert haben. Ich darf mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei allen, die involviert waren bzw. es nach wie vor sind, bedanken.

sagt Köle. Wichtig ist ihm, zu betonen, dass das ZAM zu keinem Zeitpunkt überlastet gewesen ist:

Nachdem alle Verletzten entsprechend versorgt wurden, konnte das OP-Programm ab 13 Uhr stufenweise wieder aufgenommen werden. Alle für diesen Tag geplanten Eingriffe fanden daher statt.

AUVA UKH Steiermark, Standort Graz

Im UKH Steiermark in Graz wurden bei diesem Einsatz vier Patientinnen und Patienten, teilweise mit Schussverletzungen, zeitgleich aufgenommen. Alle vier Patientinnen und Patienten sind seit Mittwoch stabil, Folgeoperationen sind noch bei zwei Personen, die Verletzungen an Knie und im Gesicht aufweisen, nötig.

Ärztlicher Direktor UKH Steiermark, Christian Kammerlander:

Dank eines koordinierten Systems konnten wir jederzeit den Überblick behalten, wie viele Schwerverletzte zu versorgen sind und wohin sie gebracht werden. Es zeigt, wie wichtig ein funktionierendes, trägerübergreifendes, öffentliches Gesundheitswesen ist.

Für das gesamte UKH wurde am Dienstag, wie in solchen Fällen üblich, der Notfallalarm ausgelöst, sodass auch Personal außerhalb der Dienstzeiten mobilisiert wird.

Die Bereitschaft aller Mitarbeitenden ist beeindruckend – sie kommen freiwillig, um zu helfen. Dafür möchte ich mich auch auf diesem Wege herzlich bedanken. Insgesamt haben wir über 30 Personen, 10 Ärzte, 16 Pflegekräfte und weiteres medizinisches Pflegepersonal hereingeholt. Als Spitalsträger legt die AUVA großen Wert darauf, Extrem-Szenarien wie diese regelmäßig zu trainieren, sodass im Ernstfall alle Räder ineinandergreifen. Dennoch: Trotz aller Professionalität war und ist die Situation für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter emotional sehr belastend. Wir lassen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jede psychologische Unterstützung zukommen, die sie jetzt und in nächster Zeit benötigen. Gleichzeitig ist es wichtig, den anderen Patientinnen und Patienten verständlich zu machen, warum ihre Behandlung verschoben werden muss. Alle Patientinnen und Patienten, deren Behandlungen wir verschieben mussten, haben aufgrund der Situation großes Verständnis gezeigt.

so Christian Kammerlander.

LKH Graz II, Standort West

Vielen Dank allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Kooperationspartnern für ihren außerordentlichen Einsatz. Im LKH Graz II, Standort West wurden in Folge des tragischen Ereignisses zwei verletzte Personen versorgt. Eine Person wurde nach der Erstbehandlung in enger Abstimmung mit unseren Kolleginnen und Kollegen ins benachbarte UKH Graz weiterverlegt. Eine weitere Person wurde intensivmedizinisch und chirurgisch bei uns behandelt, befindet sich in stabilem Zustand und wurde nun ebenfalls aus einer sozialen Überlegung heraus zu den verletzten Personen ins UKH überstellt.

so Michael Lehofer, Ärztlicher Direktor LKH Graz II. Die Versorgung umfasste eine sofortige Aufnahme in der Notfallambulanz, klinische und bildgebende Diagnostik – darunter Untersuchungen von Thorax, Abdomen und Becken -, eine umfassende Wundversorgung sowie operative Eingriffe und intensivmedizinische Betreuung.

Die Abläufe konnten rasch und koordiniert umgesetzt werden, da das Notärzteteam des LKH Graz II, Standort West bereits direkt am Vorfallsort in die Erstversorgung eingebunden war.

Die Versorgung selbst war das Ergebnis einer hochprofessionellen Teamleistung. Beteiligt waren neben der Notfallambulanz auch die Abteilungen für Anästhesie, Chirurgie und Radiologie sowie die klinische Psychologie.

Auch die gute Zusammenarbeit mit dem UKH Steiermark, Standort Graz hat in dieser Ausnahmesituation wesentlich zum Behandlungserfolg beigetragen. Die Ressourcenaktivierung erfolgte im Rahmen des Katastrophenschutzplans. Dabei wurden umgehend zusätzliche Pflegekräfte – insgesamt 15 Personen – in den Dienst geholt.

Solche Ereignisse stellen das medizinische Personal vor außergewöhnliche Herausforderungen – nicht nur fachlich, sondern auch menschlich. Einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden dabei auch persönlich zu Betroffenen. Ihnen allen gilt unser tiefes Mitgefühl und unsere ausdrückliche Unterstützung.

so Lehofer. Zur psychologischen Entlastung wurden unmittelbar Gespräche vor Ort geführt. Das Kriseninterventionsteam (KIT) war rasch im Einsatz, ebenso wie speziell ausgebildete Mitarbeiterinnen im Bereich CISM, die als sogenannte PEERS Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit belastenden Situationen begleiten. Darüber hinaus stehen Coaching- und Supervisionsangebote sowie bewährte Instrumente der Stressbewältigung im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung zur Verfügung.

Unsere Gedanken gelten den Familien der Opfer und den Verletzten sowie allen von diesem traumatischen Erlebnis betroffenen Personen. Ein Ereignis wie dieses erschüttert nicht nur die Öffentlichkeit, sondern berührt auch diejenigen emotional, die im Gesundheitswesen tagtäglich für andere da sind. Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen für ihren raschen, professionellen und empathischen Einsatz. Unsere professionelle Verantwortung wollen wir aber auch am Standort Süd übernehmen. Deshalb bieten wir an der Kinder- und Jugendpsychiatrie für emotional belastete Kinder und Jugendliche tägliche Sondersprechstunden an.

so der ärztlicher Direktor LKH Graz II, Michael Lehofer.

Psychosoziale Betreuung in großem Umfang angelaufen

Parallel zur medizinischen Versorgung wurde am Tag des Geschehens ein breites psychosoziales Unterstützungsangebot, etwa durch Helferinnen und Helfer des Kriseninterventionsteams des Landes Steiermark, aktiviert.

Ergänzt wurde das Angebot durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Kummernummer, die in kürzester Zeit aktiviert wurde. Auch in den folgenden Tagen stehen spezialisierte Teams für Einzelgespräche, Schulbesuche und Trauerbegleitung zur Verfügung.

Das Psychiatrische Krisentelefon Psy-Not wurde seit Dienstag von 120 Personen, darunter direkt sowie nicht direkt Betroffene, zum Thema Amoklauf/Ängste etc. kontaktiert. Die Erfahrungen aus anderen vergleichbaren Ereignissen zeigen, dass mit einer wesentlich massiveren Reaktionswelle erst verzögert und zeitlich abgesetzt vom Ereignis zu rechnen ist. Der telefonische Krisendienst Psy-Not wird seit 2022 als Callcenter unter der Telefonnummer 0800 44 99 33 umgesetzt.

Außerdem steht flächendeckend in sämtlichen Regionen der Steiermark, das kostenfreie und niederschwellige Beratungs-, Behandlungs- und Betreuungsangebot der Psychosozialen Dienste Steiermark zur Verfügung.

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