Start Kolumne Erlebnisraum Mur: Bleibt die Sicherheit auf der Strecke?

Erlebnisraum Mur: Bleibt die Sicherheit auf der Strecke?

Rettungsring an der Mur

Einen Tag nach dem Unglück mit einem Tretboot auf der Mur, bei dem ein sechsjähriges Mädchen nähe der Freizeitanlage Auwiesen ertrunken ist, herrschen dort normale Freizeitaktivitäten. Als wäre ganz in der Nähe nichts passiert. Es wird am Nachmittag gegrillt, gechillt, die Musik läuft. Ein einziger Hinweis auf die Geschehnisse sind zwei Tretboote des dortigen Verleihers, die nicht mehr im Wasser, sondern auf der Holzplattform im Trockenen liegen und mit einer Stahlkette gesichert sind.

Was genau passiert ist, wird von der Staatsanwaltschaft Graz untersucht. Gab es ein Leck? Ist der Bootsverleiher verantwortlich? Liegt Eigenverantwortung vor? Was man weiß: Die zwei Kinder waren Nichtschwimmer. Schwimmwesten gab es am Tretboot keine. Diese sind auch nicht vorgeschrieben, und kaum jemand verzichtet auf eine Fahrt mit dem Tretboot, wenn man keine Schwimmweste hat. Sei es am Thalersee oder bei den Auwiesen auf der Mur.

Wobei hier es zwei Unterschiede gibt, die sich bei einem Unglück massiv auswirken: Die Mur ist im Gegensatz zum Thalersee ein fließendes Gewässer. Aus eigener Erfahrung mit SUP Fahrten bei den Auwiesen weiß ich, dass im Nebenarm der Mur, dort wo die Tretboote liegen, so gut wie keine Strömung herrscht. Fährt man hinaus auf die Mur, ist die Strömung auch noch relativ gering, da hier der Staubereich des Kraftwerks Gössendorf wirkt. Kritisch ist aber definitiv der Bereich direkt vor dem Kraftwerk. Dort runter darf man mit seinem Wassersportgerät auch nicht fahren. Zwei rot weiß rote Wasserverkehrsschilder verbieten die Durchfahrt.

Hier liegt auch ein großes Problem: Welcher Stadtbewohner weiß, was diese Schilder bedeuten? Ich wage die Behauptung: Kaum jemand, der keinen Wassersport mit einem Boot, Kajak oder SUP oder ähnliches macht! (Welche Prioritäten unsere Fragen zum Thema Wassersportaktivitäten auf der Mur im Raum Graz beim für die Schifffahrt zuständige Amt beim Landsteiermark hat, zeigt sich daran, dass unsere Redaktion bereits einen Monat auf Antwort vieler Fragen wartet. Wünschenswert ist es hier auch, dass das Grazer Sportamt sich zum Thema „Erlebnisraum Mur“ das nötige Fachwissen aneignet.) Die gleichen Schilder stehen auch kurz nach dem Hafen Graz beim Grünanger. Bis zum Unglück dachte ich, dass die Schilder kurz vor dem Hafen zu weit vor dem Kraftwerk Puntigam gesetzt sind (davor sind noch zwei weitere) und der Abschnitt noch ein gemütliches Fahren mit den dortig verliehenen Boot-Varianten zulassen würde. Aber wie es aussieht, brauchen unbedarfte Tretboot- und Grillinsel Fahrer:innen zusätzlichen Schutz.

Nur, wie weit erstreckt sich der Schutz für diese Gruppe? Bisher haben waren wir im Raum Graz nur am Thalersee und auf der Teichalm am dortigen See mit einem Tretboot unterwegs. Man hält das Gefährt aus Kunststoff für sicher. Viele schauen teilweise zwar schon abgenutzt aus, aber was soll sein – Plastik geht doch nicht unter … Es macht hier auch einen großen Unterschied ob damit nur Erwachsene mit dem Tretboot unterwegs sind und schwimmen können, oder gar ältere Nichtschwimmer. Erst recht, wenn Kinder drauf sind und nicht schwimmen können. Aber das „was wäre wenn“ wird nur zu gerne ausgeblendet oder vergessen.

Wie schnell ist Hilfe da, wenn das rettende Ufer nahe ist, aber das Kind, der Erwachsene nicht schwimmen kann? Wie brenzliger wird die Situation, wenn der Verunglückte in kaltes Wasser fällt, einen Schock bekommt oder in Panik gerät? Hier müsste die Stadt Graz dafür sorgen, dass Boote-Vermieter ein Auge auf das Treiben auf der Mur haben. Aber gar nicht so einfach, wenn die Mur für diese von ihrem Verleihstandort gar nicht einsehbar ist. Braucht es, wenn die Zahl der Wasservergnügler in den nächsten Jahren bei den Auwiesen und am Grazer Hafen stark steigt, eine permanent anwesende Wasserrettung? Haben sich die Behörden in dieser Richtung etwas überlegt, oder wird die Verantwortung lieber an ausgelagerte Vereine und Anbieter weiter gereicht?

So bleibt nur die Hoffnung, dass Passanten am Ufer eine Notsituation bemerken, die Feuerwehr anzurufen und sofern die Umstände es erlauben, zu helfen. Wichtig dazu:

Zunächst ist bei der Rettung Ertrinkender auf die eigene Sicherheit zu achten. Bei der Rettung von Erwachsenen aus dem Wasser sollten die Helfer nur, wenn absolut notwendig, selbst ins Wasser gehen. Besser ist es – je nach Gewässer und Situation – vorhandene Hilfsmittel und Sicherheitsvorkehrungen zu benutzen, z.B. Schwimmweste, Rettungsring. Ein heldenhafter Kopfsprung ins Wasser zur Rettung Ertrinkender mag in Filmszenen effektvoll sein, im Notfall ist er unbedingt zu unterlassen.

Quelle: Was tun bei einem Ertrinkungsnotfall? (gesundheit.gv.at)

Was könnte die Stadt für mehr Sicherheit auf der Mur tun?

  • Erklärende Tafeln über die Bedeutung der Wasserverkehrszeichen oder einfach „Durchfahrt verboten“ dazu schreiben.
  • Mehrsprachige Tafeln über das Verhalten im Notfall
  • Schwimmwestenpflicht für kleine Kinder auf der Mur
  • Rettungsringe auf Tretbooten und Grillinseln auf der Mur
  • Mehr Rettungsringe entlang oft genutzter Abschnitte auf der Mur. Konkret im Bereich Hafen Graz und Auwiesen.

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