Monatelang hat Graz gerätselt: Wird Elke Kahr, Bürgermeisterin und Gesicht der KPÖ, bei der nächsten Gemeinderatswahl erneut antreten? Nun steht fest: Ja, sie stellt sich 2026 wieder zur Wahl. Bei der Bezirkskonferenz im KPÖ-Volkshaus informierte sie am Donnerstagabend rund 100 Parteimitglieder über ihre Entscheidung. Der Applaus im Saal war laut und langanhaltend.
„Ich habe unseren Mitgliedern heute gesagt, dass ich noch einmal antreten werde“, bestätigte Kahr gegenüber dem ORF. Damit führt sie die Grazer KPÖ zum fünften Mal als Spitzenkandidatin in eine Wahl.
Persönliche Entscheidung mit politischer Tragweite
Schon seit Weihnachten habe sie überlegt, erzählt Kahr. Die Entscheidung sei ihr nicht leichtgefallen. „Ich bin jetzt 63 Jahre alt und seit 40 Jahren politisch aktiv. Da überlegt man sich gut, ob man nochmals antritt“, so die Bürgermeisterin. Sie habe mit ihrer Familie gesprochen, gesundheitliche Aspekte abgewogen und letztlich auf viel Zuspruch aus der Bevölkerung und aus der Partei vertraut.
Ein Rücktritt bei einer Wahlniederlage sei selbstverständlich, betont sie: „Wenn wir verlieren, trete ich zurück. Das ist ja logisch.“
Die KPÖ vor neuen Herausforderungen
Seit dem Wahlerfolg 2021 regiert die KPÖ gemeinsam mit Grünen und SPÖ. Unter Kahrs Führung entstanden neue Gemeindewohnungen, eine Mietpreisbremse wurde eingeführt und ein ambitionierter Mobilitätsplan auf den Weg gebracht. Gleichzeitig hagelte es Kritik, vor allem aus der Wirtschaft, die den Sparkurs und den Verzicht auf Prestigeprojekte wie den Song Contest oder Stadionumbau bemängelt.
Auch schwere Momente gehörten zur Amtszeit: Nach dem Amoklauf am 10. Juni 2025 rückte Kahr mit ihrer Forderung nach strengeren Waffengesetzen in den Mittelpunkt einer landesweiten Debatte.
Ein möglicher Nachfolger bleibt im Gespräch
Immer wieder fällt im politischen Graz der Name Robert Krotzer, Gesundheitsstadtrat und möglicher Nachfolger. Eine „Halbzeitlösung“ mit ihm habe es jedoch nie gegeben, sagt Kahr. Ob sie eine ganze Periode durchzieht oder früher übergibt, will sie offenlassen: „Erst entscheiden die Menschen in Graz bei der Wahl, dann überlegen wir den nächsten Schritt.“
Politisches Signal an die Stadt
Mit ihrer Entscheidung setzt Elke Kahr ein klares Zeichen: Die KPÖ will weiter gestalten – sozial, menschlich und konsequent. „Ich bin überzeugt, dass es unsere Politik braucht. Gerade in schwierigen Zeiten“, so die Bürgermeisterin.
Ob Kahr auch nach 2026 an der Spitze steht, entscheiden im Herbst nächsten Jahres die Wählerinnen und Wähler in Graz.