Start Graz Chronik Zukunft der Grazer Altstadt: Was gegen die Krise hilft

Zukunft der Grazer Altstadt: Was gegen die Krise hilft

Mit Firmenschließungen wie H&M am Hauptplatz steigt der Druck auf die Grazer Altstadt. Wie kann sie wiederbelebt werden?

Graz Altstadt Wirtschaft

Die Diskussion um die Belebung der Grazer Altstadt ist intensiv und vielschichtig. Während manche die Parkraumsituation als Hauptproblem sehen, gibt es andere, die ganz andere Faktoren für den schleichenden Rückgang des innerstädtischen Lebens verantwortlich machen. Die Innenstadt leidet nicht nur unter der Konkurrenz durch Einkaufszentren und den Online-Handel, sondern auch unter hohen Mieten und einem sich verändernden Konsumverhalten.

Aktuelle Firmenschließungen verschärfen die Situation zusätzlich: Nach dem Aus für das Sacher-Café und den Manner-Shop folgt nun die nächste Hiobsbotschaft – die H&M-Filiale am Hauptplatz wird schließen. Dies reiht sich in eine Serie von Abgängen großer Marken ein, darunter Zara, Salamander und Stiefelkönig. Die Wirtschaftskammer warnt vor einem zunehmenden Leerstand und fordert Maßnahmen zur Stärkung der Innenstadt.

Doch was sind sinnvolle Lösungen? Diskutiere mit uns in den Kommentaren – welche Ideen hast du für eine lebendige Altstadt?

1. Verkehrsberuhigung und bessere Erreichbarkeit

Ein häufig diskutiertes Thema ist die Frage, ob mehr oder weniger Autos der Innenstadt guttun. Während einige für mehr Parkmöglichkeiten plädieren, argumentieren andere, dass gerade weniger Autoverkehr die Stadt attraktiver machen würde.

Mögliche Maßnahmen:

  • Bessere Park & Ride-Angebote: Die bestehenden P+R-Anlagen sind nicht ausreichend und oft teuer. Ein kostenloses oder subventioniertes System könnte helfen, mehr Menschen mit den Öffis in die Innenstadt zu bringen.
  • Verbesserte öffentliche Verkehrsmittel: Häufigere Taktungen, mehr Direktverbindungen und vielleicht sogar ein kostenloses Innenstadt-Ticket könnten die Stadt für Besucher attraktiver machen.
  • Mehr Fußgängerzonen: Eine Erweiterung der autofreien Bereiche könnte nicht nur mehr Aufenthaltsqualität schaffen, sondern auch den Einzelhandel beleben.

2. Vielfältiges Geschäftsleben fördern

Viele Grazer:innen klagen darüber, dass in der Altstadt nur noch Ketten und Filialisten zu finden sind, während kleine, individuelle Geschäfte verschwinden. Dies liegt unter anderem an den hohen Mietkosten, die sich nur große Unternehmen leisten können.

Mögliche Maßnahmen:

  • Mietsubventionen für kleine, inhabergeführte Geschäfte: Damit könnten sich wieder mehr lokale Unternehmer in der Innenstadt ansiedeln.
  • Förderungen für kreative Konzepte: Innovative Läden, wie sie in Helsinki oder Amsterdam zu finden sind, könnten mit Unterstützung der Stadt realisiert werden.
  • Temporäre Pop-up-Stores: Leerstände könnten genutzt werden, um neue Geschäftsideen zu testen und die Innenstadt spannender zu machen.

3. Mehr Aufenthaltsqualität in der Altstadt schaffen

Viele Menschen meiden die Innenstadt nicht nur wegen der fehlenden Vielfalt an Geschäften, sondern auch, weil sie sich dort nicht wohlfühlen. Aufdringliche Spendenkeiler, aggressive Bettler und mangelnde Verweilplätze sind einige der häufig genannten Probleme.

Mögliche Maßnahmen:

  • Mehr „Third Places“: Kostenfreie Aufenthaltsräume wie überdachte Sitzgelegenheiten oder Community-Spaces könnten die Innenstadt für alle Altersgruppen attraktiver machen.
  • Erweiterung der Grünflächen: Mehr Bäume, Pflanzen und kleine Parks könnten für ein angenehmeres Stadtklima sorgen.
  • Striktere Durchsetzung von Sicherheitsmaßnahmen: Bessere Beleuchtung, mehr Präsenz von Ordnungsdiensten und gezielte Sozialprojekte könnten die Atmosphäre in der Stadt verbessern.

4. Kulturelle Events und Sonntagsöffnungen

Dass die Grazer Innenstadt belebt sein kann, zeigt sich besonders in der Vorweihnachtszeit. Die Christkindlmärkte ziehen massenhaft Besucher an – doch warum nicht das ganze Jahr über solche Anziehungspunkte schaffen?

Mögliche Maßnahmen:

  • Mehr Live-Musik und Straßenkunst: Die Stadt könnte vermehrt Künstler und Musiker fördern, um die Straßen lebendiger zu machen.
  • Regelmäßige Märkte und Festivals: Ähnlich wie La Strada oder Klanglicht könnten weitere Events entstehen, die Besucher anziehen.
  • Flexiblere Ladenöffnungszeiten: Eine moderate Sonntagsöffnung könnte zusätzlichen Anreiz für einen Innenstadtbesuch bieten.

5. Digitalisierung als Chance nutzen

Viele kleine Händler kämpfen mit der Konkurrenz des Online-Handels. Hier könnte eine stärkere Digitalisierung der Innenstadt helfen.

Mögliche Maßnahmen:

  • Digitale Stadtkarte mit lokalen Angeboten: Eine App, die exklusive Innenstadt-Angebote und Events bündelt, könnte Besucher gezielt anlocken.
  • Click & Collect-Modelle für lokale Händler: Ein gemeinsames Logistiksystem für Innenstadtgeschäfte könnte helfen, gegen den Online-Handel konkurrenzfähig zu bleiben.
  • Augmented Reality für Sightseeing & Shopping: Neue Technologien könnten das Einkaufserlebnis interaktiver machen.

Fazit: Ein Mix aus Maßnahmen ist zur Belebung der Grazer Altstadt nötig

Die Belebung der Grazer Altstadt kann nicht durch eine einzelne Maßnahme erreicht werden. Vielmehr braucht es eine Kombination aus besserer Erreichbarkeit, mehr Aufenthaltsqualität, gezielter Unterstützung für lokale Unternehmen und innovativen Konzepten. Wenn es gelingt, Graz als Erlebnisraum zu positionieren, statt nur als Einkaufsort, hat die Altstadt eine echte Zukunft.

9 Kommentare

  1. In der Erdgeschosszone im Münchner Rathaus können sich seit Jahren z.T. sehr kleine, inhabergeführte Läden halten. Nach meiner Kenntnis gelingt das, weil die Stadt für diese Verkaufsflächen nicht die marktüblichen hohen Mieten verlangt. Eine indirekte Subvention also, die aber durch die Umwegrendite mehrfach wieder hereingeholt wird.

  2. Billigere Mieten, andere Öffnungszeiten, Straßenmusik find ich alles gut. Die Öffis in Graz sind auch relativ teuer, vielleicht Samstag generell gratis? Vielleicht ein Bonbuch mit Gutscheinen für die Innenstadt? Parkplätze sind meiner Meinung nach nicht das Problem. Ich fahre zB auch ins Murcenter mit der Straßenbahn. Ich möchte eine angenehme Einkaufsatmosphäre, nette Kaffeehäuser, eine gute Pizzeria, viele verschiedene Shops. Ich geh nach wie vor lieber in die Stadt als ins Einkaufszentrum.

  3. Meine Freundinnen, mein Mann, Bekannte und ich aus dem östlichen Umland (Eggersdorf, Lassnitzhöhe) fahren schon lange nicht mehr nach Graz zum Shoppen, Flanieren und Konsumieren: zu viel Stau, zu viel Stress, wo man parkt, zu teure Öffis, kein Park&Ride, und eh nur mehr Ramschgeschäfte in der Herrengasse. Frau Schwendtner will uns raus haben ( „die Grazer Innenstadt ist kein Parkplatz“), bitte schön. Gleisdorf, Hartberg , Weiz sind unsere neuen Ziele , um nette, entspannte Ausflugstage zu verbringen.

  4. Die Öffis in Graz landen bei EU-Vergleichen, bei Kosten, Geschwindigkeit und Taktung regelmäßig auf dem letzten oder einem der 3 letzten Plätze. Katastrophal.

    Dann gibt es die Innenstadt-Bim, die zu vielen Zeiten kostenlos ist. Man kommt über P&R aber garnicht an die letzten kostenlosen Stationen!

    Hauptgrund sind aber #1 die extrem hohen Mieten. Da fast alle Geschäftsflächen großen Konzernen gehören, deren Grazer Fläche nicht mal 1% ihrer Fläche Österreichweit ist, ist es denen egal, ob alles leersteht. Hier funktioniert der Markt nicht! Städtische Flächen unter Marktpreis wären eine Idee, oder hohe Strafzahlungen für Leerstand in der Innenstadt.

  5. Jedes der angeführten Argumente hat eine gewisse Bedeutung an Leerstehenden Geschäften!
    Doch für mich ist es der Wandel im Kaufverhalten , online! —- Ist die Antwort , selbst Fachgeschäfte weisen darauf hin,,das führen wir nicht im Geschäft, nur online Shop “ war wirklich enttäuscht, entsetzt! mich wundert es nicht!
    Schuhfachgeschäfte fast nicht mehr vorhanden???
    Tatsache ist das in gut bürgerlichen Haushalten, pro Woche zwischen 10 und.15 ( Pakete) GESCHÄFTE abgewickelt werden!
    So sehe ich das!—-Geiz ist geil ! Wir wurden erfolgreich dort hin erzogen!
    —-sämtliche an den Randbereichen angesiedelte Einkaufstempel, tragen dazu eine wesentliche Rolle bei!

  6. es gehören mehr Cafés in die Herrengasse! Wo sollen sich die Leute treffen? Im Pink Elephant? Entweder sind es nur Schiki miki Cafés oder Bäckereien, top. Darum fahre ich eher nach Maribor als in die Grazer Innenstadt.

  7. Schon 1.5 Mrd. lt. Kleiner Zeitung gibt die österreichische Bevölkerung bei Zemu, Stein und Co. aus. Buchstäblich jedes T-Shirt wird einzeln von China nach Österreich gesichert. Da können auch die Handelsketten nicht mithalten. Das ist weder ökologisch noch ökonomisch und zielt bloss darauf ab aus Europa Geld abzuziehen. Niedrige Mieten und ein Konzept aus Veranstatungen und individuelle Shops können helfen. Aber bitte nicht aus Gier dann Döner und Chinashops nehmen. Diese haben keinen Anspruch auf Optik und zahlende Touristen keine Lust auf Ramsch. Neue Zeiten neue Konzepte.

  8. Ich kenne aus meinem privaten Umfeld niemanden, der in die Stadt will.
    Das fängt beim Parken an, über extrem schlechte Verbindungen der Öffis bis zum Ambiente.
    Am Hauptplatz nur Würstelstände, kein Grün. Die Bim rast durch. In Wien gibt’s die U, fährt alle 3 Minuten. Grün ist es zwar nicht, aber einladender.

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