In der Gmeinstraße im Grazer Bezirk Puntigam betreibt der Verein der Bosniaken derzeit ein muslimisches Gebetshaus. An diesem Standort ist ein größerer Neubau – eine Moschee mit Platz für bis zu 600 Gläubige – geplant. Das Vorhaben sorgt für hitzige Diskussionen auf politischer und lokaler Ebene. Im Zentrum stehen dabei die Anliegen der Anrainer, die um das gewachsene Ortsbild, den Verkehr sowie Lärm- und Parkplatzprobleme fürchten.
Befürchtungen wegen zunehmender Verkehrsbelastung
Laut Rückmeldungen aus der Nachbarschaft verursacht bereits der derzeitige Betrieb mit rund 300 Besuchern – besonders freitags – und zu besonderen Veranstaltungen des Vereins für einen starken Parkdruck. Eine bauliche Erweiterung würde diese Situation weiter verschärfen. Anwohner und Lokalpolitiker fordern daher, rechtzeitig Maßnahmen zu setzen, bevor neue Fakten geschaffen werden.
Ein zentraler Vorschlag: Bei Bauprojekten mit hohem Verkehrsaufkommen soll künftig die verpflichtende Errichtung zusätzlicher Parkflächen vorgeschrieben werden – unabhängig davon, ob es sich um Sakral- oder Profanbauten handelt. Gleichzeitig sollen Bauvorhaben besser an das bestehende Ortsbild angepasst werden.
Forderung nach gesetzlicher Anpassung
Ein Antrag im Puntigamer Bezirksrat fordert die Stadt Graz auf, beim Land gesetzliche Anpassungen anzustoßen:
- Verpflichtende Parkplatzschaffung, wenn durch ein Bauprojekt spürbar mehr Verkehr zu erwarten ist.
- Stärkere Berücksichtigung des Ortsbilds im Bauverfahren zur Sicherung gewachsener Strukturen.
Dabei gehe es laut Antragsteller nicht um Ablehnung, sondern um eine ausgewogene Entwicklung: Bauvorhaben sollen in Einklang mit dem Umfeld und den Bedürfnissen der Bevölkerung stehen.
Gerade als Bezirksvorsteher sehe ich meine Aufgabe darin, wenn in einem Bezirk eine Situation eintritt, die Ängste unter den Bewohner/Innen hervorruft, diese Ängste nicht zu stärken, sondern durch besonnene Aufarbeitung unter Zuhilfenahme von rechtlich möglichen Maßnahmen diese zu entschärfen und entkräften. Aus diesem Grund habe ich mich dazu entschlossen, die in der nachstehenden Presseaussendung formulierten Maßnahmen als Antrag in der heutigen Bezirksratssitzung einzubringen.
so Bezirksvorsteher Helmuth Scheuch (ÖVP).
Kritik an Informationspolitik und Finanzierung
Stadtrat Kurt Hohensinner kritisiert, dass ein Projekt dieser Größenordnung bisher ohne Einbindung des Gemeinderats vorangetrieben werde. „Transparenz und Verantwortung sind essenziell – auch bei religiösen Bauwerken.“ Zugleich fordert er die zuständigen Stadträtinnen und Stadträte auf, eine Auslandsfinanzierung des Projekts auszuschließen. „Das ist notwendig, um Unabhängigkeit und Integration zu sichern.“
FPÖ startet Petition gegen Moschee-Neubau
Die FPÖ präsentierte eine Petition gegen den Neubau und verweist auf über 600 erwartete Besucher. Bezirksparteiobmann Dominik Hausjell warnt: „Wenn bereits 300 Besucher den Verkehr überlasten, verdoppelt sich das Problem mit dem Neubau.“ Auch das Minarett lehnt die FPÖ ab. Für FPÖ-Gemeinderat Günter Wagner symbolisiere es eine Machtdemonstration des Islam, die in einer Wohngegend mit Einfamilienhäusern unpassend sei. Die Forderung nach einer Tiefgarage lehnt die FPÖ hingegen aus Kostengründen ab.
Überparteilicher Konsens gefordert
In der Debatte wird zunehmend ein überparteilicher Schulterschluss gefordert. Ziel soll es sein, praktikable Lösungen für alle Beteiligten zu finden – insbesondere für die direkt betroffenen Anrainer. Die Diskussion zeigt: Es geht nicht nur um ein Bauprojekt, sondern um die Frage, wie Integration, Stadtentwicklung und Rücksichtnahme miteinander vereinbar bleiben.