Das Stadion Liebenau soll fit für die Zukunft werden. Eine im Auftrag der Stadt Graz erstellte Machbarkeitsstudie zeigt nun detailliert, wie ein solcher Ausbau möglich wäre – technisch, funktional und finanziell. Ziel ist es, internationale Spiele wie Länderspiele und Champions-League-Partien nach Graz zu holen. Der Gemeinderat hatte die Erstellung der Studie im Oktober 2024 beschlossen.
Ausbau auf 20.000 Sitzplätze geplant für Champions-League- und Länderspieltauglichkeit
Aktuell bietet das 1997 eröffnete Stadion rund 15.300 Sitzplätze. Um internationalen Anforderungen zu genügen, braucht es mindestens 20.000. Das Ausbaukonzept sieht eine Absenkung des Spielfelds um rund 1,5 Meter vor. Der umlaufende Sicherheitsgraben soll dabei als zusätzliche Zuschauerfläche genutzt werden. Die Tribünen würden in die Höhe erweitert. Dafür ist ein kompletter Neubau der Dachkonstruktion erforderlich – samt Photovoltaik-Anlage auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern.
Mit modularen Steh- und Sitzplätzen – insbesondere in den Heim- und Gästesektoren – könnte die Kapazität auf bis zu 25.000 Besucherinnen und Besucher steigen.
Neue Verteilerebene für besseren Zugang
Ein zentrales Element des neuen Stadionkonzepts ist eine durchgehende, schalltechnisch eingehauste Verteilerebene. Sie soll nicht nur den Zugang erleichtern, sondern auch Aufenthaltsqualität bieten – durch Gastronomie, Kioske und Sanitäranlagen.
Im Westen des Stadions ist zudem ein neues Infrastrukturgebäude vorgesehen, das Spielbetrieb, Medienbereiche, VIP-Logen und Gastronomie vereint. Damit soll der Ablauf bei Veranstaltungen professionalisiert und entzerrt werden.
VIP- und Business-Bereich wird deutlich erweitert
Der neue Hospitality-Bereich wird Platz für 2.000 Gäste bieten, darunter 380 VIP-Sitze und 1.636 Business-Sitze. Insgesamt entstehen 128 barrierefreie Sitzplätze – jeweils mit zugehörigen Begleitpersonenplätzen.
Umfeld lässt keinen Ausbau ohne Grundstücksankäufe zu
Die Studie betont: Eine Erweiterung ist auf dem bestehenden Areal nicht möglich. Der Platz ist in allen Richtungen begrenzt: Im Norden steht der Stadionturm, im Süden liegt die Eishalle B, im Westen verläuft die Bahn, im Osten grenzt das Business-Center an.
Für den geplanten Ausbau sind deshalb Grundstücksankäufe zwingend notwendig – insbesondere zur Einhaltung gesetzlich vorgeschriebener Fluchtwege und Mindestabstände.
Parkplätze und Garagen neu organisiert
Durch bauliche Eingriffe – etwa durch neue Stützen für die Tribünen – gehen bestehende Stellplätze verloren. Diese sollen kompensiert werden, unter anderem durch eine neue Tiefgarage unter der Eishalle und zusätzliche Flächen im Süden. Insgesamt werden nach dem Umbau 562 Stellplätze zur Verfügung stehen (vorher: 620).
Einhausung gegen Lärm – Verkehrskonzept liegt vor
Da sich die Lärmbelastung durch den Umbau nicht erhöhen darf, wird das gesamte Stadion schalltechnisch eingehaust. Nur so können Anrainer:innen geschützt und Genehmigungen eingehalten werden.
Begleitend wurde ein Mobilitäts- und Verkehrskonzept erarbeitet, das eine geordnete Anreise per Auto, Fahrrad und öffentlichem Verkehr sicherstellen soll – insbesondere bei Großveranstaltungen.
Bauzeit für den Stadionumbau vier Jahre – Betrieb läuft weiter
Die Bauarbeiten sollen im laufenden Spielbetrieb stattfinden, was die Fertigstellung auf rund vier Jahre streckt. Das Konzept sieht vor, einzelne Abschnitte nacheinander umzusetzen – ohne den Ligabetrieb zu unterbrechen.
150 Millionen Euro Gesamtkosten – Finanzierung noch offen
Die Studie beziffert die Gesamtkosten für Planung, Bau und Grundstücke mit rund 150 Millionen Euro. Die Stadt Graz kündigte an, 30 Millionen Euro beizusteuern. Das Land Steiermark hat Bereitschaft zur Mitfinanzierung signalisiert – konkrete Summen sollen nach Abschluss der Budgetverhandlungen 2026 folgen.
Politische Reaktionen zur Stadion Liebenau Machbarkeitsstudie
Die Machbarkeitsprüfung wurde fristgerecht und fundiert fertiggestellt und zeigt nun die Möglichkeiten auf, das Liebenauer Stadion auszubauen. Dafür möchte ich mich bei allen für ihre Expertise bedanken, ebenso beim SK Sturm Graz und dem GAK 1902 für die konstruktive Zusammenarbeit. Die Kosten übersteigen aufgrund der zahlreichen baulichen Hürden die Erwartungen, weshalb es eine große Kraftanstrengung aller Beteiligten bedarf, um dieses Projekt umzusetzen.
erklärt Bürgermeisterin Elke Kahr.
Wir haben mit der Machbarkeitsstudie jetzt eine fundierte Grundlage für den Ausbau von Liebenau auf den Tisch gelegt. Nun müssen alle Verantwortlichen, Vereine, Stadt, Land und Bund gemeinsam an einem zukunftsweisenden Projekt und insbesondere an einer tragfähigen Finanzierung arbeiten.
so Vizebürgermeisterin Judith Schwentner und SPÖ-Vorsitzende Doris Kampus:
Mit der vorliegenden Studie sind nun sämtliche Fakten auf dem Tisch. Damit besteht endlich die Möglichkeit, eine Entscheidung auf fundierter Basis zu treffen – frei von Ideologie und Parteitaktik. Land und Stadt müssen jetzt an einem Strang ziehen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Die Grazerinnen und Grazer erwarten sich zu Recht, dass beim Stadion etwas weitergeht.
VP-Graz-Chef Stadtrat Hohensinner: „Wenn Elke Kahr nur 30 von 150 Millionen beisteuern will, rückt die Stadionlösung in weite Ferne“:
Die Grazer VP stehe hinter dem Stadionprojekt. Es sei für die beiden Grazer Vereine, die Stadtentwicklung und die ganze Region von großer Bedeutung. Das vorliegende Projekt sei mehrheitsfähig – doch was fehle, ist das klare Bekenntnis der Stadt Graz als Eigentümerin dieses Projekt auch umzusetzen.
Stadion Liebenau – Ausbau im Überblick
Ziel des Ausbaus:
- Champions-League- und Länderspieltauglichkeit
- Ausbau auf mind. 20.000 Sitzplätze
- Max. Kapazität mit Stehplätzen: ca. 25.000 Personen
Wesentliche Baumaßnahmen:
- Absenkung des Spielfelds um 1,5 Meter
- Wegfall des Sicherheitsgrabens
- Erweiterung der Tribünen nach oben
- Komplette Neugestaltung des Dachs
- PV-Anlage mit 4.000 m² auf dem Dach
Neue Infrastruktur:
- Umlaufende Verteilerebene (inkl. Kioske, WC, Aufenthaltsbereiche)
- Infrastrukturgebäude im Westen für Spielbetrieb, Medien, VIP
- 2.000 Hospitality-Plätze (davon 380 VIP, 1.636 Business)
- 128 barrierefreie Plätze + Begleitpersonen
Raumkonzept:
- Mehrere Ebenen mit Funktionen wie Umkleiden, Medien, Fan-Shop, Erste Hilfe
- Eingliederung von Teilen des bestehenden Business-Centers
Lärm & Verkehr:
- Vollständige Schallschutz-Einhausung erforderlich
- Mobilitäts- und Verkehrskonzept liegt vor
Parken:
- 620 Stellplätze bisher → künftig 562
- Neue Tiefgaragen südlich und unter Eishalle B
Kosten:
- Gesamtkosten: ca. 150 Mio. Euro
- Stadt Graz plant 30 Mio. Euro Beteiligung
- Beiträge von Land Steiermark & Bund in Verhandlung
Zeithorizont:
- Bauzeit: ca. 4 Jahre
- Umbau im laufenden Spielbetrieb
Grundstücksbedarf:
- Erweiterung nur durch Grundstücksankäufe möglich
- Aktuelles Stadion ist in alle Richtungen baulich eingeschränkt