Forscherinnen und Forscher der TU Graz haben berechnet, wie Städte wie Graz mit dezentralen, naturnahen Maßnahmen besser auf Starkregen vorbereitet werden können. Ihre Analyse ergab: Würden die vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt, könnten in Graz insgesamt rund 500.000 Kubikmeter Regenwasser zurückgehalten oder versickert werden.
Warum Handlungsbedarf besteht
In vielen Städten führen stark versiegelte Flächen dazu, dass bei Unwettern große Wassermengen nicht versickern können. Das erhöht das Risiko von Überschwemmungen und verunreinigtem Oberflächenwasser. Die TU Graz untersuchte deshalb, wie eine Kombination aus Begrünung und Regenwassermanagement Abhilfe schaffen könnte. Unterstützt wurde das Projekt vom Land Steiermark, der Stadt Graz sowie der Holding Graz.
Potenzial im öffentlichen Raum
Die Berechnungen zeigen: Schon auf öffentlichem Grund ließen sich Rückhaltevolumina von rund 190.000 Kubikmetern schaffen. Dafür schlagen die Forschenden verschiedene Maßnahmen vor, etwa die Umwandlung von versiegelten Parkflächen in sickerfähige Stellplätze, die Anlage von Baumrigolen sowie den Ausbau von Straßenbegleitgrün zu Versickerungsmulden.
Besonderes Augenmerk legte das Team auf Baumrigolen nach dem Stockholm-System. Diese unterirdischen Strukturen kombinieren eine durchlässige Kiesschicht mit Substrat für die Bäume. Sie bieten den Wurzeln Platz, führen Wasser und Luft zu und entlasten gleichzeitig die Kanalisation. Zusätzlich wirken sie dem städtischen Hitzeinsel-Effekt entgegen. Für Graz wurde allein bei dieser Maßnahme ein Rückhaltepotenzial von rund 65.000 Kubikmetern berechnet.
Private Bauvorschriften als Ergänzung
Auch auf Privatgrund sehen die Expertinnen und Experten Potenzial. Neue Bauvorschriften verpflichten Bauherren in Graz dazu, Regenmengen, wie sie statistisch nur alle 30 Jahre auftreten, direkt auf dem Grundstück zurückzuhalten. Daraus könnte sich langfristig ein zusätzliches Rückhaltevolumen von fast 300.000 Kubikmetern ergeben. Da diese Regeln jedoch nur für Neubauten gelten, entfalten sie ihre volle Wirkung erst im Laufe der nächsten Jahrzehnte.
Auswirkungen auf das Kanalsystem
Ein möglicher Nachteil solcher Maßnahmen wäre, dass weniger Wasser in die Kanalisation gelangt und sich dadurch Ablagerungen weniger häufig lösen. Laut den Berechnungen der TU Graz besteht hier aber keine Gefahr für die Funktionsfähigkeit des Netzes.
Graz setzt auf Schwammstadt-Prinzip
Die Grazer Vizebürgermeisterin Judith Schwentner sieht in den Ergebnissen eine Bestätigung der aktuellen Stadtentwicklung: „Grünflächen und insbesondere Bäume sind nicht nur wichtig für das Stadtklima. Sie tragen auch entscheidend zur Entwässerung und zum Schutz vor Überflutungen bei. Wir werden den eingeschlagenen Weg zur Schwammstadt konsequent weitergehen.“