Die Stadt Graz hat wie berichtet ein neuartiges Pilotprojekt gestartet, um die Ausbreitung der Asiatischen Tigermücke einzudämmen. Dabei kommt die sogenannte Sterile Insect Technique (SIT) zum Einsatz. Diese biologische Methode gilt international als vielversprechend und wird nun erstmals in Österreich systematisch angewandt. Dr. Hanano Yamada, Expertin im Projekt, erklärt den Ablauf:
Zucht und Aufzucht im Labor
Im ersten Schritt werden Tigermücken in großen Käfigen gezüchtet. Die Weibchen legen dort hunderte bis tausende Eier, die in Wasser schlüpfen. Die Larven wachsen in speziellen Schalen heran, bis sie das Puppenstadium erreichen. An diesem Punkt erfolgt eine mechanische Trennung der Geschlechter, da die Weibchen größer sind als die Männchen.
Sterilisation der Männchen
Die Männchen werden kurz betäubt und anschließend in einem speziellen Gerät sterilisiert. Dadurch bleiben sie zwar fortpflanzungsfähig im Verhalten, produzieren aber keine lebensfähigen Spermien. Wenn sie im Freiland Weibchen begatten, legen diese zwar weiterhin Eier, doch aus diesen schlüpfen keine Larven. „Die Weibchen produzieren also Eier, aber die bleiben leer“, erklärt Dr. Yamada.
Kontrolle durch Markierung
Um den Erfolg zu überwachen, setzen die Forscher fluoreszierendes Puder ein. Jede Woche wird eine andere Farbe verwendet. So lässt sich erkennen, wann und wie weit die Männchen geflogen sind. Auch die Eier werden untersucht, um festzustellen, wie viele davon steril und wie viele fruchtbar sind.
Erwartete Wirksamkeit
Internationale Erfahrungen, etwa aus Italien und den USA, zeigen, dass mit dieser Technik eine Reduktion der Mückenpopulation von über 50 Prozent möglich ist. Dr. Yamada ist zuversichtlich, dass in Graz sogar 70 bis 80 Prozent erreicht werden können. Erste belastbare Ergebnisse werden im Herbst erwartet.
Notwendigkeit großflächiger Anwendung
Die Expertin betont, dass die Methode nur flächendeckend wirksam ist. Würde man sie lediglich in einem Garten anwenden, könnten aus Nachbargärten weiterhin fertile Männchen einwandern. Nur wenn in ganzen Stadtgebieten gleichzeitig sterile Männchen freigesetzt werden, lässt sich der gewünschte Effekt erzielen.
Langfristige Wirkung
Ein erfolgreicher Einsatz hätte nicht nur unmittelbare Effekte, sondern würde auch die Ausgangslage für die kommenden Jahre verbessern. „Wenn wir jetzt die Zahl der befruchteten Eier deutlich senken, starten wir nächstes Jahr mit einer wesentlich kleineren Population“, sagt Yamada. So ließe sich eine explosionsartige Vermehrung der Tigermücke langfristig verhindern.