Start Mobilität Helmpflicht für E-Bikes? Zwischen Sicherheit und Mobilitätsfreiheit

Helmpflicht für E-Bikes? Zwischen Sicherheit und Mobilitätsfreiheit

Elektrofahrräder sind in Österreich längst etabliert. 2024 wurden 226.000 Stück verkauft – mehr als jedes zweite neu gekaufte Fahrrad. Insgesamt wurden in den vergangenen fünf Jahren über 1,1 Millionen E-Bikes angeschafft. Sie ermöglichen längere Arbeitswege, entlasten den Pendelverkehr und geben auch älteren Menschen neue Mobilität.

Helmpflicht E-Bike

Die Frage einer Helmpflicht für E-Bikes und E-Scooter sorgt derzeit für Diskussionen in Österreich. Während die Mobilitätsorganisation VCÖ vor negativen Folgen warnt, unterstützt das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) den Vorstoß mit Verweis auf konkrete Unfallzahlen und Präventionserfolge.

VCÖ: Helmpflicht bringt Nachteile für Unfallopfer

Der VCÖ sieht in einer gesetzlichen Verpflichtung vor allem Risiken für Radfahrende. Wer ohne Helm in einen Unfall verwickelt wird, könnte künftig automatisch eine Mitschuld zugesprochen bekommen – selbst dann, wenn die Verantwortung klar beim Autofahrer liegt. Das würde für Betroffene finanzielle Belastungen bedeuten, da Versicherungen Ansprüche kürzen könnten. Zudem warnt der VCÖ, dass Sharing-Angebote für E-Bikes und E-Scooter durch eine Helmpflicht praktisch zum Erliegen kommen würden, da kaum jemand fremde Helme nutzen wolle.

VCÖ-Experte Michael Schwendinger verweist auf wirksamere Alternativen: bessere Radwege, niedrigere Tempolimits und Informationskampagnen. In Österreich habe sich noch kein tödlicher E-Bike-Unfall auf einem Radweg ereignet, alle passierten auf Straßen mit Kfz-Verkehr. Auch internationale Erfahrungen wie in Australien oder Israel zeigen laut VCÖ, dass Helmpflichten die Zahl der Radfahrenden reduzieren und damit klimapolitische Ziele gefährden könnten.

KFV: Helm schützt vor schweren Verletzungen

Das KFV hingegen argumentiert mit klaren Zahlen. Jährlich könnten in Österreich fast 1.000 Schädel-Hirn-Verletzungen verhindert werden, wenn alle E-Bike- und E-Scooter-Fahrenden konsequent Helme tragen würden. „Beim E-Bike-Fahren ist das Risiko einer Kopfverletzung ohne Helm 6,4-mal höher“, betont KFV-Direktor Christian Schimanofsky.

Das KFV zieht zudem Parallelen zu früheren Sicherheitsmaßnahmen: Als 1976 die Gurtpflicht und 1979 die Helmpflicht für Motorräder eingeführt wurden, gab es ebenfalls Skepsis. Heute gelten diese Maßnahmen als selbstverständlich und haben nachweislich zur massiven Senkung der Verkehrstoten beigetragen. Seit 1972 ging deren Zahl in Österreich um 88 Prozent zurück – trotz steigender Fahrzeugzahlen.

Unterschiedliche Sichtweisen – gleiche Ziele

Während der VCÖ die Helmpflicht als Hindernis für den Radverkehr sieht, betont das KFV die unmittelbare Schutzwirkung. Beide Organisationen fordern allerdings auch zusätzliche Maßnahmen: Ausbau der Radinfrastruktur, Temporeduktionen und mehr Verkehrssicherheit durch technische Vorgaben.

Pro & Contra im Überblick

Pro Helmpflicht (KFV):

  • Bis zu 1.000 Kopfverletzungen weniger pro Jahr
  • Klare Regeln für alle Verkehrsteilnehmenden
  • Positive Erfahrungen mit Gurt- und Motorradhelmpflicht
  • Mehr Menschen sehen Helme auch als Mode-Accessoire

Contra Helmpflicht (VCÖ):

  • Risiko juristischer Nachteile für Unfallopfer
  • Rückgang bei Rad- und Sharing-Nutzung
  • Helm schützt nicht in allen Unfallsituationen
  • Politische Klimaziele zum Radverkehr könnten scheitern

Soll eine Helmpflicht für E-Bikes kommen?

Fazit: Helmpflicht für E-Bikes

Die Debatte zeigt: Die Helmpflicht polarisiert. Befürworter wie das KFV sehen darin einen wirksamen Schutz vor schweren Kopfverletzungen. Gegner wie der VCÖ warnen vor negativen Nebenwirkungen für Mobilität und Alltagsnutzung. Einig sind sich beide Seiten jedoch darin, dass bessere Radwege, niedrigere Tempolimits und mehr Bewusstsein für Sicherheit dringend notwendig sind.

Hinterlasse einen Kommentar

Bitte schreibe hier deinen Kommentar
Dein Name