Nach dem Amoklauf am Grazer BORG Dreierschützengasse steht ein privater Spendenaufruf im Fokus der Ermittler. Laut Recherchen von profil und Datum könnten große Teile der mehr als 37.000 Euro nicht bei den Hinterbliebenen angekommen sein.
Die Kampagne „Amoklauf Graz – Hilfe für uns Hinterbliebenen“ startete nur einen Tag nach der Tat auf der Plattform GoFundMe und sammelte 37.262 Euro von 623 Spendern. Unterstützt wurde der Aufruf auch von Politikern und Prominenten, darunter der Leibnitzer Bürgermeister Daniel Kos (FPÖ) und Musiker Christopher Seiler. Doch statt Familien zu helfen, soll das Geld auf ein Konto der amtsbekannten Betrügerin Sanela G. geflossen sein.
Von den Spenden kamen nachweislich nur gut 2.000 Euro bei Angehörigen an – teils in bar in Kuverts. Der Rest ist unklar. Ermittler prüfen nun, ob G. hinter mehreren falschen Identitäten steckt: Vier Facebook-Profile wie „Kerstin O.“ oder „Ela San“ warben massiv für den Aufruf und dürften laut Recherchen fingiert gewesen sein. Auch gegenüber den Opfern selbst trat sie mit Alias-Namen auf.
Eine Hinweisgeberin aus Deutschland brachte die Journalisten auf die Spur. Sie erkannte G. in einer Frau wieder, über die das Magazin Vice schon 2016 berichtete – damals mit anderem Nachnamen, erfundenem Suizid und angeblichen Hilfseinsätzen in Syrien.
Die Plattform GoFundMe hat die Kampagne inzwischen entfernt. Laut Datum sind die Spenden ein Jahr lang über die Plattform abgesichert, Unterstützer könnten ihre Beiträge zurückfordern.
Die Polizei bestätigte Ermittlungen gegen Sanela G.. Sie selbst bestreitet alle Vorwürfe.
Chronik
- 10. Juni 2025: Amoklauf am Grazer BORG Dreierschützengasse
- 11. Juni: Start der GoFundMe-Kampagne
- bis Sept.: 37.262 Euro von 623 Spendern gesammelt
- Sept.: Recherchen von profil & Datum decken Unstimmigkeiten auf
- 23. Sept.: Polizei bestätigt Ermittlungen, Kampagne entfernt
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